Der Saisonstart gegen Uzwil war Tafers-Freiburg nur bedingt gelungen. Die Union hatte zwar viele gute Ansätze gezeigt, sportlich war die 2:6-Niederlage allerdings eine Enttäuschung. Am Wochenende hat es für den NLA-Aufsteiger jetzt auch resultatmässig gepasst: Auf den 6:2-Auswärtssieg gegen Adliswil am Samstag liess die Union am Sonntag eine 4:4-Unentschieden gegen den letztjährigen Playoff-Halbfinalisten St. Gallen-Appenzell folgen. Damit haben die Freiburger fünf von acht möglichen Punkten gewonnen und belegen in der Rangliste nun den vierten Rang. «Wir rechneten mit vier Punkten, fünf sind es geworden. Das ist mehr, als wir erhofft haben», freute sich Union-Trainer Olivier Andrey. Nach dem resultatmässig schlechten Saisonstart habe im Team etwas Unsicherheit geherrscht. «Insofern hat es gutgetan, zu sehen, dass wir nicht nur Potenzial besitzen, sondern auch etwas reissen können. Die meisten haben noch nie in der Schweizer Nationalliga gespielt und wussten nicht so recht, wo sie leistungsmässig stehen.»
Überraschungsmann Orteu
Einen Einstand nach Mass gelang David Orteu. Nachdem er beim Saisonauftakt nicht zum Einsatz gekommen war, überzeugte der 18-Jährige am Wochenende mit zwei Einzelsiegen. Ein kleiner Coup ist ihm am Sonntag gelungen, als er in St. Gallen den erfahrenen Christoph Heiniger in zwei Sätzen (21:16, 21:15) besiegt hat. Orteu dominierte den langjährigen Nationalspieler nach allen Regeln der Kunst und liess nie Zweifel über den Ausgang des Spiels aufkommen. «Dass David am Samstag gegen Adliswil gewinnt, das konnte man erwarten. Der Sieg gegen Heiniger war hingegen überraschend und in dieser Art und Weise auch für mich unerwartet», freute sich Andrey für seinen Youngster. Orteu gehörte letztes Jahr dem NLB-Team von Lausanne an, konnte wegen Verletzungen aber nur vereinzelt Partien bestreiten. Wenige Wochen vor Saisonstart wechselte der Schweizer U19-Nationalspieler mit einem Zweijahresvertrag zu Tafers-Freiburg, wo er in Zukunft eine wichtige Stütze des NLA-Teams werden soll. Der Lausanner setzt seit einiger Zeit voll auf die Karte Badminton, trainiert täglich und hat – wie seinerzeit Nicole Schaller – mit dem Niederländer Pierre Pelupessy einen Privattrainer engagiert.
Lust und Frust bei Dickhäuser
Ihren ersten Sieg für Tafers-Freiburg konnte auch Indira Dickhäuser feiern. Die U17-Nationalspielerin absolviert momentan in Kaiserslautern die Sportschule und nimmt für ihre Einsätze mit der Union jeweils eine sechsstündige Zugfahrt auf sich. Am Samstag hatte sich der Aufwand gelohnt: Gegen Nicole Perroud, die Düdingerin in Diensten von Adliswil, setzte sie sich in zwei Sätzen relativ ungefährdet 21:17, 21:11 durch.
Weniger gut lief es Dickhäuser am Sonntag gegen St. Gallen. Gegen die 18-jährige Jenjira Stadelmann, die in Thailand aufgewachsen und Mitte 2016 zu ihrem Vater in die Schweiz gezogen ist, blieb sie chancenlos. Entsprechend gross war die Enttäuschung nach der 12:21, 9:21-Niederlage. «Die ersten Ballwechsel liefen Indira nicht so gut, daraufhin hat sie das Selbstvertrauen verloren und nicht mehr ihr gewohntes Niveau erreicht», resümierte Andrey. «Das sind Erfahrungen, die man als so junge Spielerin wie Indira durchleben muss und die einem weiterbringen.»
Burkart/Schaller im Aufwind
Ein Sieg und eine Niederlage, das war die Bilanz des Freiburger Frauendoppels Céline Burkart/Nicole Schaller. In Adliswil kaum gefordert (21:12, 21:9), mussten sich die beiden gegen St. Gallen zum zweiten Mal in dieser Saison geschlagen geben (17:21, 18:21). Auch wenn es knapp nicht zum Sieg reichte, so war eine klare Steigerung im Vergleich zum ersten Saisonauftritt der beiden erkennbar. Burkart (die Mixedspezialistin) und Schaller (die Einzelspezialistin) harmonierten auf dem Feld deutlich besser als noch gegen Uzwil. Um ein so druckvolles und angriffsstarkes Paar wie Imma Mutiah Khairunnisa/ Jenjira Stadelmann zu bezwingen, reichte es allerdings noch nicht ganz. «Das Verständnis zwischen Nicole und Céline wird von Mal zu Mal besser», bilanzierte Stephan Dietrich, Assistenztrainer von Tafers-Freiburg. «In ein, zwei Spielen werden sie um Klassen besser sein. Um die beiden mache ich mir definitiv keinen Kummer.»
Sorglos ist die Union zurzeit auch in Bezug auf seine ausländischen Verstärkungen. Der Schotte Patrick MacHugh triumphierte an beiden Spieltagen sowohl im Doppel an der Seite von Roger Schmid als auch im Mixed mit Céline Burkart. Der Israeli Misha Zilberman steuerte ebenfalls zwei Siege zur erfolgreichen Doppelrunde bei. In Adliswil bewiesen er und Andrin Wäfler im ersten Männerdoppel Nerven wie Drahtseile und gewannen den zweiten und den dritten Satz in der Verlängerung mit 22:20. Mit Einzel fehlte Zilberman danach allerdings die Kraft. Gegen den ehemaligen Union-Spieler Kieran Merriless (Schottland) gewann er den ersten Durchgang (21:18), danach konnte er das Tempo aber nicht mehr hoch halten und verlor 11:21, 13:21. Mit neuen Kräften rang er tags darauf in St. Gallen Agung Ruhanda nieder. Auch wenn der Indonesier nicht mehr der Jüngste ist, so zeigt er immer wieder sehr gute Spiele.
In zwei Wochen geht es für die Union in der NLA mit einer erneuten Doppelrunde weiter. Am Samstag (11. Nov.) gastiert Schweizer Meister Team Argovia in Tafers, tags darauf der BC La Chaux-de-Fonds, bei dem die Freiburgerin Tiffany Girona spielt.
Freiburger Nachrichten vom 31.10.2017 – Text & Bild: Michel Spicher