«Letztes Mal haben wir mehr Punkte geholt als erhofft. Dieses Mal haben wir weniger gewonnen als erwartet», zog Olivier Andrey nach der NLA-Doppelrunde vom Wochenende Bilanz. Der Trainer der Union Tafers-Freiburg trauerte insbesondere dem verpassten Sieg gegen La Chaux-de-Fonds vom Sonntag nach. «Das 2:6 gegen Schweizer Meister Argovia entsprach in etwa dem, was wir erwarten konnten. Das 3:5 gegen La Chaux-de-Fonds ist hingegen ein Dämpfer, da haben wir mit einem Sieg gerechnet.»
Fehlende mentale Stärke
Der angestrebte Sieg wäre am Sonntag durchaus möglich gewesen. Zwei Spiele hat Tafers-Freiburg erst im Entscheidungssatz verloren, einmal mit zwei Punkten Differenz, einmal mit drei Zählern Unterschied. Bei beiden Drei-Satz-Niederlagen stand für die Union Ivan Rusev auf dem Feld. Hatte der Bulgare beim Saisonauftakt gegen Uzwil noch überzeugt, so verlor er gegen La Chaux-de-Fonds sowohl im Einzel gegen Mathias Bonny (20:22, 21:13, 20:22) als auch im Mixed an der Seite von Céline Burkart denkbar knapp (21:17, 20:22, 18:21). «Wenn es so eng ist, ist es immer eine Frage der mentalen Stärke, ob jemand gewinnt oder verliert», so Andrey. «In diesen beiden Spielen hatten wir eigentlich einen Sieg budgetiert, Ivan erwischte aber nicht seinen besten Tag.» Bereits am Samstag gegen das Team Argovia liessen Rusev/Burkart im Entscheidungssatz (19:21) die nötige Nervenstärke vermissen.
Ivan Rusev zum alleinigen Schuldigen für das enttäuschende Abschneiden gegen La Chaux-de-Fonds abzustempeln wäre allerdings unfair. Auch Misha Zilbermann erfüllte am Wochenende die in ihn gesetzten Erwartungen nicht. Der Israeli konnte in zwei Einzeln und in zwei Doppel weder einen Sieg noch einen Satzgewinn verbuchen. Dass die Weltnummer 54 ein guter Einzelspieler ist, steht ausser Frage, sein Können vermag er bei der Union allerdings nicht regelmässig abzurufen. «Einmal flog Misha von einem Trainingslager in Singapur direkt zu uns an die Interclubspiele, ein anderes Mal kam er aus Israel. Das sind jeweils lange Reisen, die an der Kraft zehren. Die Energie fehlt dann etwas in den Spielen», stellte Olivier Andrey fest.
Geglücktes Comeback von Benedikt Schaller
Im Fraueneinzel blieb die Union am Wochenende ebenfalls ohne Satzgewinn. Und Andrin Wäfler wartet auch nach seinem vierten Einzeleinsatz in dieser Saison weiter auf seinen ersten Sieg.
In den Spielen gegen Argovia und La Chaux-de-Fonds gab es bei Tafers-Freiburg indes auch einige Lichtblicke. Da war zum einen das Frauendoppel, das zweimal siegreich war. Céline Burkart und Nicole Schaller harmonieren von Runde zu Runde besser und werden ihrem Ruf als zuverlässige Punktelieferanten der Union inzwischen gerecht.
Zum anderen wusste auch David Orteu zu überzeugen. Der 18-jährige Lausanner trat einmal mehr sehr selbstbewusst auf und offenbarte am Sonntag gegen Quentin Filliettaz (25:23, 13:21, 23:21) jene Nervenstärke, die seinem Teamkollegen Rusev fehlte.
Und last but not least sorgte Benedikt Schaller mit seinem Comeback für einen Höhepunkt. Für den 20-Jährigen endete damit eine einjährige Leidensgeschichte. Im November 2016 wurde beim Schmittner wie seinerzeit bei seiner älteren Schwester Nicole eine angeborene Deformation in der Hüfte diagnostiziert, im Januar 2017 musste er sich deswegen einer Operation am Oberschenkelhalsknochen unterziehen. Seither konnte er keinen Ernstkampf mehr bestreiten. «Eigentlich war geplant gewesen, dass ich erst in der Rückrunde zum Einsatz komme. Ich habe aber sehr viel Energie und Zeit in meine Rehabilitation gesteckt, so dass ich schon früher spielen konnte als erwartet», freute sich Benedikt Schaller. Das Comeback verlief durchaus positiv: Im Doppel mit Roger Schmid verlor Schaller am Samstag gegen Argovia knapp in drei Sätzen (21:16, 22:24, 17:21), am Sonntag gab es gegen La Chaux-de-Fonds einen überraschend klaren Zwei-Satz-Erfolg (21:14, 21:13). «Wichtiger als das Resultat ist für mich die Tatsache, dass ich beschwerdefrei spielen konnte. Ich hatte wirklich einen Riesenspass, wieder auf dem Feld zu stehen», sagte Schaller.
Künftig wohl mit drei Ausländern
Seine internationale Badmintonkarriere hat Benedikt Schaller aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme abgeschrieben, Spiele in der NLA sind aber weiterhin möglich. Mit der Rückkehr des Youngsters eröffnen sich der Union im Doppel interessante Alternativen. Alternativen, die Tafers-Freiburg durchaus gebrauchen kann. Denn nach der mageren Ausbeute am Wochenende (zwei von acht möglichen Punkten) sind die Freiburger in der Tabelle auf Rang sechs abgerutscht. Der Rückstand auf die Playoffplätze (Top 4) beträgt zwar nur einen Zähler, aber nicht nur die Union hat auf diese Saison hin aufgerüstet, sondern auch die Konkurrenz fährt jeweils mit starken ausländischen Verstärkungen auf. «Noch sind wir voll im Rennen für die Playoffplätze», sagt Trainer Olivier Andrey. «Soll das so bleiben, müssen wir unsere Strategie im Hinblick auf die zweite Saisonhälfte ändern. Wir werden vermehrt mit drei Ausländern spielen und nicht mehr nur mit zwei.»
Am Sonntag, 26. November, geht es für Tafers-Freiburg in der NLA weiter. Dann muss die Union den schweren Gang zum Zweitplatzierten Uni Basel antreten.
Freiburger Nachrichten vom 14.11.2017 – Text & Bild: Michel Spicher